Video: Lake Natron und die Flamingos

Hinzugefügt von Marc Szeglat April 30, 2006

Lake Natron

Der Natronsee liegt in Tansania, genauer, im östlichen Teil des Ostafrikanischen Grabenbruchs, zwischen den Vulkanen Gelai und Ol Doinyo Lengai. Er gehört zm Siedlungsgebiet der Massai.
Der abflusslose See ist einer der bekanntesten Vertreter der Sodaseen und trocknet in der Trockenzeit zu großen Teilen aus. Dann bilden sich Salzpolygone, die durch ovale Strukturen unterbrochen werden. Bei diesen Strukturen handelt es sich um einzigartige Sodageysire.
Ein Teil des Natrons, dass das Seewasser stark alkalisch macht, stammt aus der besonderen Lava des Ol Doinyo Lengai. Aber auch einige Zuflüsse aus den Kraterhighlands sind alkalisch. Bakterien färben das flache Wasser zwischen den Polygonen rot.

Brutgebiet der Zwergflamingos

Der See ist die Heimat einer bemerkenswerten Vielzahl von Vögeln. Besonders ist eine große Population von Zwergflamingos mit bis zu 2,5 Millionen Individuen. Die undurchdringlichen Weitern der Sodasümpfe schützen das einzige permanente Brutgebiet der Zwergflamingos vor Räubern.

ZwergflamingosZwergflamingos brüten auf ihren Nestern im Lake Natron. ? Owen Newman

Die Flamingos der Natronseen ernähren sich von einer speziellen Algenart (Spirulina) die in dem alkalischen Wasser gut gedeiht. Die Flamingos filtern die Algen mit einem Filterapparat in ihrem Schnabel aus dem Wasser.
Einzige Fischart im Lake Natron ist der Buntbarsch (Tilapia) Oreochromis alcalicus. Nur er kommt mit den hohen Wassertemperaturen um 30 Grad Celsius und dem stark alkalischen Wasser mit einem pH-Wert zwischen 9 und 11 zurecht. Die Buntbarsche wurden im See ausgesetzt um die Larven der Anopheles-Mücke zu fressen.
Es existieren Pläne der Lake Magadi Soda Company das Mineralsalz im großen Stil abzubauen. Sollten diese Pläne realisiert werden, ginge ein einzigartiges Ökosystem verloren!

Fußspuren am Lake Natron

Anthropologisch wertvoll sind fossile Fußabdrücke die von 30 Menschen stammen, die vor gut 120.000 Jahren am Seeufer entlang gingen. Dabei wanderten sie durch frische Vulkanasche des Ol Doinyo Lengai. Als sich die Vulkanasche verfestigte, wurden die Fußabdrücke für die Nachwelt konserviert. Das Natron im See wirkt auch konservierend auf Tierkadaver. Kalzifiziert und beinahe versteinert wirken sie wie zu Salzsäulen erstarrt.

Abenteuer Lake Natron

Ich besuchte den abgelegenen See am Rande der Serengeti 4 Mal. Die Reisen fanden im Zuge von Dreharbeiten statt, in deren Fokus der Ol Doinyo Lengai lag. Der Vulkan und der See bilden zusammen ein einzigartiges Ökosystem: Der Lengai fördert als einziger Feuerberg weltweit Natriumcabonat-Lava und damit die Grundlage für das viele Natron im See. Die Anreise ist vergleichsweise aufwendig und teuer. Die Strapazen werden mit einzigartigen Erfahrungen entlohnt. Ich schwanke immer zwischen Erhabenheit und Demut, wenn ich auf dem Gipfel des Vulkans stehe und an klaren Tagen mein Blick über das Umland mit dem Lake Natron schweifen lasse. Der Eindruck ist beinahe außerirdisch und nicht mit Worten zu beschreiben.
Das Filmen der Flamingos ist ein abenteuerliches Erlebnis: die Vögel halten sich im flachen Wasser auf und je nach Wasserstand des Natronsees, muss man vom aus Jeep mehrere Kilometer durch das trockene Seebett wandern. Schon zum Sonnenaufgang herrschen Temperaturen von 30 Grad im nicht vorhandenen Schatten. Tagsüber klettert das Thermometer auf über 40 Grad. Gepaart mit dem Wind, der wie ein Föhn trocknet, stellt das Klima einen Herausforderung für den eigenen Kreislauf dar. Der Wasserbedarf ist enorm.
Die Flamingos sind sehr scheu und man kommt selten näher als 50 m an sie heran. Wer sich auf allen Vieren anschleicht, kann vielleicht noch 10 m gut machen. Doch bei der kleinsten unbedachten Bewegung schrecken die Flamingos auf und der Schwarm erhebt sich unter lautem Gekreische in die Luft. Zurück bleibt Stille und der durchdringende Geruch nach Ammoniak vom Guano der Flamingos und modrigen Schlamm.
Bei meiner bisher letzten Reise passierte es: ich rutschte im Schlamm des Seeufers aus und verdrehte dabei mein Bein so unglücklich, dass mein linkes Knie derbe in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ich musste die Reise abbrechen und wurde daheim operiert. Eine dicke Narbe und gelegentliche Schmerzen erinnern mich bis heute an diesen Unfall.

Reisetipps:

Die Anreise erfolgt am einfachsten über den Lake Manyara Nationalpark und dem Ort Mto wa Mbu. Hier verlässt man die Straße und es geht über staubige Pisten Richtung Riftvalley.
Im Massai-Dorf Engaruka werden diverse Eintritts-Gebühren für den Natron Nature Reserve verlangt.
In Sichtweite des Lake Natrons gibt es 2 Unterkunftsmöglichkeiten: die sehr einfach ausgestatteten Halisi Camps direkt am Fluss, und die Lake Natron Tented Camp (Ngare Sero). Diese sind deutlich luxuriöser, aber auch teurer. Die besten Reisezeiten finden sich meiner Meinung nach kurz vor, oder nach den Regenzeiten.

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